Feuerwehr Werne übt den Umgang mit gefährlichen Stoffen
Werne | Samstag | 27.09.2014
Samstagmittag, 13:25 Uhr: Alarm in der Saschi Farben GmbH am Konrad-Adenauer-Platz 1b! Eine Produktleitung mit dampfender Schwefelsäure ist gerissen und die hoch konzentrierte Säure tritt unter hohem Druck aus der Leitung aus. Die Produktionshalle ist bereits vollständig verraucht und ätzende Dämpfe liegen in der Luft. Nach kurzer Zeit trifft der Löschzug 1 der Freiwilligen Feuerwehr Werne ein. Der Einsatzleiter erkundet die Lage und gibt Befehle. Der Gefahrenbereich ist festzulegen, eine Absperrgrenze einzurichten, die die Passanten fern halten soll. Unter den Fahrzeugen befindet sich der Gerätewagen Logistik (GW-L) des Löschzugs, auf dem Spezialgerät wie Auffangbehälter, Pumpen, Abdichtmaterial und Chemikalienschutzanzüge (CSA) transportiert werden. Gemeinsam mit dem Löschgruppenfahrzeug (LF 16/12) und seiner Besatzung bildet der GW-L eine Einheit und beide Teams arbeiten Hand in Hand. Während sich Spezialkräfte mit Atemschutzgeräten ausrüsten und in die unförmigen gas- und flüssigkeitsdichten CSA steigen, baut eine Gruppe einen Dekontaminationsplatz auf, über den die Einsatzkräfte später den Gefahrenbereich verlassen können und gereinigt werden. Das Ganze dauert keine 15 Minuten und schon geht der erste Trupp mit Manschetten vor, die zur Abdichtung der Produktleitung dienen sollen.
Das Alles ist ein Übungsszenario und spielt in der mit Diskonebel verrauchten Waschhalle der Freiwilligen Feuerwehr Werne am Konrad-Adenauer-Platz. Aber die Übung hat es in sich. Der Trupp muss zunächst durch eine Grube klettern, um zum Eingang der „Produktionshalle“ zu gelangen. Der Diskonebel gestattet eine Sicht von maximal einem Meter und die sperrigen CSA sind nicht gerade Wohlfühl-Bekleidung. Aber schließlich findet der Trupp die undichte Produktleitung und versucht das Leck mit Hilfe der Manschette abzudichten. Aber der Übungsleiter verschärft die Situation. Plötzlich erklingt ein „Mayday, Mayday, Mayday!“ aus den Lautsprechern der Funkgeräte. Einer der CSA-Träger ist unter der erheblichen körperlichen Belastung ohnmächtig geworden und zusammen gebrochen. Schon steht der Sicherheitstrupp bereit, um nach dem verunglückten Kameraden zu suchen. Wie immer hat sich der Übungsleiter den größten und schwersten Kameraden als Ohnmächtigen ausgesucht. Aber das ist nicht unbedingt unrealistisch. Denn den 75 Kilogramm schweren Normfeuerwehrmann gibt es eher in den Dienstvorschriften als in der Realität. Und so ist ein Sicherheitstrupp durchaus schon einmal mit 100 und mehr Kilogramm unbeweglicher Ohnmacht konfrontiert, die gerettet werden muss. Mit Mühe schaffen die drei Kameraden es, den Verunglückten aus dem Gefahrenbereich zu retten und ihn nach einer Grobdekontamination dem im Übungsszenario nicht anwesenden Notarzt zu übergeben.
Auf diese Art übten heute 13 Kameraden den Ernstfall, acht davon mussten Varianten des beschriebenen Ablaufs durchstehen. Mit ihren drei Ausbildern starteten die Einsatzkräfte am Morgen mit einem Theorieblock, in dem zunächst der Aufbau einer Dekontamination besprochen wurde. Danach erfolgte ein sogenanntes „Planspiel“, bei dem anhand von drei Übungsszenarien – nachgestellt auf Modell-Eisenbahnplatten am Institut der Feuerwehr n Münster - je ein Einsatzleiter seine potentiellen Maßnahmen vorstellte. Eine Lage stellte einen Verkehrsunfall zwischen einem LKW und einem Transporter nach, bei dem der Transporter seine strahlende Ladung aus Kobalt 60 verloren hatte. Eine zweite Lage entspann sich um eine bei der Beladung eines Tanklastzuges abgerissene Produktleitung, aus der massiv Aceton ausströmte und sechs Personen verletzte. Die letzte Szene stellte einen Unfall auf einer Tankstelle dar, in dem ein Fahrer durch die Folgen eines Herzinfarktes eine Zapfsäule beschädigte und Ottokraftstoff ausströmte. Durch die hohe Außentemperatur von 31 °C mit einer erheblichen Explosions-Gefahr verbunden.
Dem Nachmittag war der Praxis vorbehalten und nach einer Dusche durften alle Mitwirkenden endlich vor den Fernseher, um sich beim Ruhr-Derby Dortmund – Schalke ein wenig zu entspannen. Das – so hört man – gelang aber nicht jedem…




























